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Spendensammlung auf neuen Wegen

Auf ins digitale (Spenden-)Zeitalter: Für unsere neu geplante finanzielle Unterstützung des Centre Notre Dame de l’Espérance (CNDE) in Ouagadougou bitten wir dieses Mal um Spenden auf der Fundraising-Plattform WirWunder Reutlingen bzw. Betterplace: https://www.wirwunder.de/projects/111841?wirwunder=237

Seit Gründung des Vereins sind private Spenden das Rückgrat unserer Arbeit in Afrika. Sie  ermöglichen uns die Finanzierung von Medikamenten, die Unterstützung von Personal und Infrastruktur sowie weiterer Maßnahmen vor Ort, die eine kontinuierliche Weiterführung der psychiatrischen Betreuung durch unsere Partnerzentren sichern. Neben den klassischen Spenderbriefen nutzen wir nun neue Ansätze, um unsere Unterstützer/innen sowie weitere  interessierte Menschen zu erreichen:

Danke im Voraus für Ihre Unterstützung – in welcher Form auch immer! Für weitere Anregungen sind wir natürlich ebenfalls offen: Soweit es die Situation der Patient/innen in Afrika verbessert sind wir gerne bereit, weitere neue Wege zu beschreiten. ..

Wenn einer eine Reise tut….

Das war eine spannende Sache. Unsere Geschäftsführerin, Dr. Eva Sodeik-Zecha und ich besuchten die Elfenbeinküste, genauer: psychiatrische Einrichtungen in Korhogo und Bouaké. Mit uns zwei Fotografen, Roland Marske und Michael Lieder, die bereit waren, für „Gotteslohn“ professionelles Bildmaterial zu erstellen.

Centre Jubilé Korhogo
In Korhogo begrüßt uns Soeur Janine, die Chefin. Eine ältere Dame mit unglaublicher Energie. Wir konnten die Einrichtung besichtigen und aktive Arbeitsgruppen bestaunen, wo die Patient*innen tanzten, malten, Sport betrieben und kochten – ein wunderbares Mittagessen. Das engagierte und fröhliche Personal, alle freundlich und sehr zugewandt, schafft eine gute Atmosphäre des Zusammenlebens. Und was uns am meisten verblüfft: Es gibt eine klare Orientierung auf Rückführung der Patient*innen in die Gesellschaft. Aufgenommen werden nur Personen, die von Familienangehörigen begleitet werden – die Brücke zurück in ein normales Leben.

Nach wenigen Tagen verabschieden wir uns im Wissen, dass unsere Unterstützung für diese Einrichtung nach allen Kriterien gerechtfertigt ist.

St. Camille Bouaké
In Bouaké dann Gespräche mit der neuen Leiterin, Soeur Elise, über die weitere Entwicklung der Frauen- und Männerpsychiatrie und der beiden Reha-Zentren in Dar es Salam und Belleville.

Die Einrichtungen, nicht vergleichbar mit unseren Psychiatrien, haben hohen Renovierungsbedarf. Aber auch hier: Im Gespräch mit der Sozialarbeiterin Elodie Acho erfahren wir, dass in den letzten zwei Jahren ca. 100 Patientinnen in ihre Familien zurückkehren konnten. Und das, obwohl der Dämonenglaube die Akzeptanz der Erkrankten sehr erschwert.

Zurück in Reutlingen
Mit tiefen Einblicken fliege ich zurück nach Deutschland. Und weiß als Vorsitzender des Vereins genau, warum sich unsere Arbeit und Unterstützung lohnt! Unsere Fotografen haben unermüdlich  tausende Bilder aufgenommen und sind heute noch am Sortieren. Die Bilder zeigen, dass es nicht nur die Not der angeketteten psychisch kranken Menschen gibt. Es gibt inzwischen auch von uns unterstützte Alternativen, die die Familien in die Lage versetzen, ihre Angehörigen direkt in den psychiatrischen Zentren behandeln zu lassen.

Und besonders erfreulich: unser wichtigster Unterstützer in der Elfenbeinküste, Adama Coulibaly,  war eine Woche später beim Empfang in Reutlingen zum 50. Jubiläum der Partnerschaft Reutlingen-Bouaké als Ehrengast. Oberbürgermeister Thomas Keck überreichte ihm sowie dem amtierenden Bürgermeister von Bouaké die Reutlinger Bürgermedaille für herausragendes Engagement.

Freudiges Wiedersehen in Belleville

Die Journalistin Rita Dro und die Patientin Irène Kouakou sind alte Bekannte. Mit einer herzlichen Umarmung feiern sie nach sieben Jahren ihr Wiedersehen im Reha-Zentrum der Association St. Camille.

Dabei war die erste Begegnung der beiden Frauen nicht gerade einfach: Irène war damals 20 Jahre alt. Nach einer Vergewaltigung in ihrer Kindheit war sie schwer psychisch erkrankt. Da sie verwirrt und sehr unruhig war, wurde sie von ihrer Mutter in ihrem Heimatort Djamalakro, 32 km von Bouaké entfernt, mit dem Fuß in einem Baumstamm fixiert. Doch sie hatte Glück: Mathieu, ein Mitarbeiter von St. Camille in Bouaké, entdeckte und befreite sie. Damals im Mai 2015 begleitete die Journalistin Irène bis in das Aufnahmezentrum von St. Camille. Sehr berührt vom Schicksal der jungen Frau und von dem schwierigen Weg der Behandlung und Begleitung veröffentlichte sie auf ihrem Blog den folgenden, sehr lesenswerten Beitrag (in französisch)

Im Juni 2022 nun die Freude über das Wiedersehen – und gleichzeitig die Gelegenheit, sich über die Veränderungen im Leben von Irène auszutauschen:  Sieben Jahre nach ihrer Notfalleinweisung lebt Irène immer noch in Bouaké, aber inzwischen unterstützt sie ihrerseits die Wiedereingliederung von psychisch erkrankten Frauen im Rehazentrum von St. Camille in Belleville.  Irène kennt den langen Weg der Heilung aus eigener Erfahrung: medikamentöse Behandlung und Stabilisierung, aber auch Rückfälle und Ablehnung durch die Familie.
Es ist schön für Rita zu sehen, dass Irène es geschafft hat, ein selbstbewusstes Leben zu führen: Sie besucht regelmäßig ihre Familie und ihren Sohn Mathieu. Als Assistentin in der Kindertagesstätte von St. Camille hat sie eine wichtige Aufgabe, in ihrer Freizeit näht sie. Ihr strahlendes Gesicht zeigt, dass manche Geschichten doch einen guten Ausgang finden!

Pech & Pannen – Abenteuer Videokonferenz in Afrika

Wie schwierig es sein kann, in Westafrika eine grenzüberschreitende Fortbildung für unsere Partnerzentren anzubieten, konnten wir im Juni eindrücklich erleben: 

Die 12 burkinischen Teilnehmer/innen des geplanten Fortbildungsseminars in Bouaké/Elfenbeinküste erhielten aufgrund einer für uns unerwarteten Blockade des ivorischen Außenministeriums keine Einreisegenehmigung. Für uns natürlich ein ziemlicher Schock! Nach vielfachen – leider erfolglosen – Bemühungen auf beiden Seiten der Grenze, doch eine Lösung zu finden, wurde letztendlich beschlossen, die Veranstaltung erstmals als Zoom-Konferenz durchzuführen. Damit fingen die Herausforderungen erst richtig an: Kis, unser burkinischer Koordinator, musste innerhalb von 2 Tagen einen Tagungsraum, Übernachtung und Verpflegung in Ouagadougou für die burkinischen Teilnehmenden organisieren. Natürlich dazu die notwendige technische (Internet-)Ausstattung.. !

Als zum geplanten Start am 20. Juni in Burkina Faso alles bestens arrangiert war (Verbindung über Glasfaser!), fingen die Probleme in Bouaké an: Die Internetverbindung des ursprünglich vorgesehenen Anbieters Orange war am Tagungsort viel zu schwach für eine Videokonferenz. Erst der Wechsel zu einem anderen Internetanbieter brachte eine stabile Verbindung zustande. So konnte das Seminar am Nachmittag endlich starten! 

Wir sind wir froh, dass dieses seit langem erwartete und wichtige Seminar zu den juristischen Fragen der psychiatrischen Arbeit trotz allem durchgeführt werden konnte. Die Teilnehmer/innen zeigten sich sehr zufrieden mit den vermittelten Inhalten, die von Nathalie Kouakou, einer ivorischen Menschenrechtsaktivistin als Trainerin aufbereitet wurden. Sie wurde unterstützt durch zwei Juristen, die die jeweils nationale Rechtslage an Fallbeispielen aus der Psychiatrie darstellten.

Für das nächste Seminar im August 2022 hoffen wir allerdings dringend auf eine Normalisierung der Reisebedingungen. Es ist zu hoffen, dass sich dann alle Partnervertreter wieder persönlich zum Lernen und Austausch zusammen finden! 

„… und gleich folgt der nächste Streich!“

Nach dem erfolgreichen und spannenden Einsatz auf dem Katholikentag im Stuttgart steht nun bereits die nächste Veranstaltung an:

Wir laden ganz herzlich ein zur Präsentation des Film „Die Krankheit der Dämonen“ am Mittwoch, 15. Juni um 18 Uhr.
Wo? Im Traumpalast in Biberach, Saal Polaris.

Im Anschluß an diesen bemerkenswerten Dokumentarfilm über die Herausforderungen psychiatrischer Erkrankungen in Burkina Faso (und überhaupt in Westafrika) können Sie mit der Filmemacherin Lilith Kugler sowie unseren erfahrenen Mitgliedern, Dr. Hans-Otto Dumke und Andrea Krainhöfer, in’s Gespräch kommen.

Der Eintritt ist frei, über Spenden für unsere weiterhin sehr umfangreiche Arbeit in Westafrika freuen wir uns aber natürlich sehr!