Mit dem Verein an die Elfenbeinküste auf den Spuren der Kettenmenschen
Für "Menschen ohne Ketten e.V." fuhren Michael Lieder und der Berliner Fotograf Roland Marske im Juni 2022 an die Elfenbeinküste (Côte d'Ivoire), um die Arbeit des Vereins vor Ort zu dokumentieren.
"Das war eine spannende Reise, auf der wir aufgrund der menschlichen Tragödien oft an unsere Grenzen gekommen sind" berichtet Michael Lieder. Zusammen mit Dr. Eva Sodeik-Zecha, Geschäftsführerin von Menschen ohne Ketten e.V. und Rudolf Hausmann, Vorstandsvorsitzender des Vereins, konnten tiefe Einblick in die Thematik gewonnen werden.
Psychisch Kranke scheinen bisher in Westafrika für niemanden ein Thema zu sein, das soll - oder muss - sich ändern. Zu viele Betroffene werden verstoßen oder angekettet, in dunkle Verliese gesperrt oder sie leben als Obdachlose auf der Straße. Sie leiden unter Demenz, Schizophrenie und anderen psychischen Krankheiten. Die Gesellschaft hat meist Angst vor ihnen: Es hält sich hartnäckig der Glaube, die Kranken seien von Dämonen befallen.
In Westafrika ist für viele psychisch erkrankte Menschen der Weg in eines der vielen „Gebetszentren“ mit der Hoffnung verbunden, mit Hilfe des Glaubens und starker Gebete von ihrem Leiden befreit zu werden. Die Zentren werden stark nachgefragt, da sie überall verbreitet sind und im lokalen Kontext eine kostengünstige Alternative darstellen. Leider führt die „Behandlung“ in einigen dieser Zentren eher zu zusätzlichen Problemen als zu einer Lösung:
Oft werden die betroffenen Menschen angekettet oder isoliert. Im schlimmsten Fall versuchen die Verantwortlichen die (vermuteten) Dämonen mit drakonischen Maßnahmen auszutreiben. Nahrungsentzug, Schläge oder Kaltwassergüsse verschlechtern aber den Gesundheitszustand der Patient*innen weiter und führen – bei längerer Anwendung – im schlimmsten Fall zu Todesfällen. Menschenrechtswidrige Praktiken im Umgang mit psychisch Kranken sind leider weltweit verbreitet, wie der Bericht „Living in chains“ von Human Rights Watch im Jahr 2020 deutlich machte. Auch in unseren Partnerländern – der Elfenbeinküste und Burkina Faso – existieren viele Gebetszentren, meist in Verantwortung evangelikaler Kirchen.
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Zitat des Tages
„Jede Zusammenarbeit ist schwierig, solange den Menschen das Glück ihrer Mitmenschen gleichgültig ist.“