Abschied von der „Mutter Theresa“ von Korhogo
„Ich habe selten so eine beeindruckende Persönlichkeit erlebt“ – das sagen viele Menschen, wenn sie die französische Ordensschwester Sr. Janine Sein kennenlernen: Seit 1999 ist sie eine engagierte Kämpferin für die Rechte psychisch kranker Menschen in der Elfenbeinküste. Damals baute sie nach dem Vorbild von St. Camille in Bouaké in der nördlichen Provinzhauptstadt Korhogo ein privates psychiatrisches Zentrum auf. Dieses entwickelte sich im Lauf der Jahre – dank ihrem beharrlichen Einsatz – zum Centre Jubilé de Korhogo (CJK), mit dem unser Verein seit nunmehr 11 Jahren in vielfältiger Weise eng zusammenarbeitet.
Nicht nur Direktorin, sondern auch die gute Seele und der treibende Motor
Sr. Janine trat als junge Frau in die katholische Ordensgemeinschaft „Filles de la Croix“, wo sie eine Krankenpflegeausbildung absolvierte. Im September 1973 wurde sie dann in den hohen Norden der Elfenbeinküste geschickt: In Niéllé, nahe der malischen Grenze, arbeitete sie jahrelang unter schwierigsten Bedingungen in einer lokalen Gesundheitsstation. Sr. Janine erzählt aber gerne von dieser Zeit, wo sie von Entbindungen bis zu schweren Verletzungen mit allen gesundheitlichen Risiken Afrikas konfrontiert war. Danach wurde sie nach Korhogo versetzt, wo sie in verschiedenen Arbeitsfeldern des Ordens tätig war: in der Bildung, in der Behindertenarbeit und natürlich in der Krankenpflege. Dabei erkannte sie, wie stark insbesondere Menschen mit psychischen Erkrankungen vernachlässigt, ausgegrenzt und sogar misshandelt werden – sie hatte ihre Lebensaufgabe gefunden! Seit dieser Zeit bringt sich die sanfte, herzensgute und bescheidene Frau mit all ihrer Energie, ihrem Lebensmut und auch ihrem Glauben für die Überwindung des Leidens durch psychische Erkrankungen ein. Im Centre Jubilé ist sie seit dem Jahr 2000 nicht nur Direktorin, sondern auch die gute Seele und der treibende Motor. Im Umgang mit den vielen Patient/innen zeigt sie eine unendliche Geduld und Herzensgüte, die selbst in aggressiven und kritischen Phasen hilfreiche Wirkung zeigen. Viele Mitglieder von Menschen ohne Ketten, die das CJK besuchten, waren beeindruckt von ihrer Ausstrahlung und ihrer unbändigen Energie in ihre Arbeit mit den Patienten: Man glaubt es kaum, dass sie schon längst die Grenze der 80 Jahre überschritten hat!
Mit Bestürzung mussten wir 2023 jedoch erfahren, dass Sr. Janine zur Behandlung einer langwierigen Erkrankung nach Frankreich zurückkehrt. Sie hoffte selbst, nach eingetretener Besserung wieder in ihre zweite Heimat zurückkehren zu können. Tatsächlich war sie 2024 nochmals einige Monate im CJK tätig; dieser Aufenthalt diente aber v.a. dazu, die Übergabe an ihre Nachfolgerin Sr. Gisèle zu regeln.
Anfang November stand der schwere Abschied vom Zentrum und von Korhogo an, natürlich mit einer würdigen Feier: „Die Menschen hier in Korhogo haben mich beim Abschied so gefeiert. Das hat mich sehr berührt, denn für mich ist es ganz normal, was ich hier geleistet habe“, sagt Sr. Janine selbst dazu. Am 4.11. nahm den Flug zurück nach Frankreich, wo sie nun ihren Lebensabend im Kreis der Ordensgemeinschaft in St. Jean de Luz verbringen wird.
Wir wünschen ihr von Herzen alles Gute
– stabile Gesundheit und viele schöne Erinnerungen an das Leben in der Elfenbeinküste! Der Verein hat ihrem Engagement viel zu verdanken und es konnte gemeinsam viel erreicht werden. Wir sind sehr froh, dass wir mit dieser beeindruckenden und warmherzigen Persönlichkeit viele Jahre zusammenarbeiten konnten - für eine bessere Behandlung von psychisch kranken Menschen! Wir werden sie sehr vermissen..
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