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„Eigentlich hatte ich mich im Jahr 2020 gar nicht für diese Stelle als Reintegrationsberater beworben“, sagt Isaac Ouattara mit einem Lächeln. „Aber das Auswahlkomitee hat wohl ein Potenzial in mir erkannt – und jetzt ist mir die Aufgabe wirklich eine Herzensangelegenheit geworden“. Der 40-jährige Sozialwissenschaftler aus Bobo-Dioulasso ist bereits seit über 4 Jahren beim Zentrum CNDE in Bobo-Dioulasso tätig. Er hat mit viel Engagement und Kreativität die damals neu geschaffene Position des Reintegrationsbeauftragten mit Leben gefüllt. „Am Anfang war es hart“, erzählt Isaac bei unserem Treffen. „Es gab kein fertiges Konzept und wenig Erfahrungen dabei, psychisch kranke Menschen auf ihre Rückkehr in die Familien vorzubereiten“. Also entwickelte Isaac eigene Ansätze zu den vielfältigen Herausforderungen: Bereits die Suche nach den Angehörigen ist in vielen Fällen aufwendig, z. B. wenn Patient/innen falsche Aussagen machen oder sich nicht mehr an ihren Heimatort erinnern können. Die größte Hürde ist allerdings meist, die wiedergefundenen Familien für eine Rückkehr ihrer erkrankten Angehörigen zu gewinnen: „Eigentlich denkt man, dass sie sich freuen, wenn wir die verloren geglaubten Familienmitglieder zurückbringen. Leider wünschen sie sich eher, dass der Patient im Zentrum bleibt, um Kosten und Verantwortung nicht tragen zu müssen.“

Isaac bringt aber Verständnis für die Ängste der Familien auf: „Es braucht einfach viel Geduld und Überzeugungskraft“ – das hat er in seinem bisherigen Arbeitsalltag gelernt. Er rechnet mit Zeiträumen von bis zu 2 Jahren sowie mehrfache Besuche und intensive Gespräche, bis eine Familie bereit ist, einen erkrankten Angehörigen wieder aufzunehmen. Natürlich erlebt Isaac dabei oft Enttäuschungen, v.a. wenn Familien komplett blockieren. Dies passiert z. B., wenn erkrankte Angehörige ausgestoßen oder für tot erklärt wurden. In diesem Fall hilft nur, Mitglieder der erweiterten Familie zu suchen, die gesprächsbereiter sind. 

Wenn eine Familienzusammenführung gelingt, ist es dagegen immer eine besondere Freude. Isaac erzählt von Ramata Ouédraogo, die mehrere Jahre auf der Straße lebte und zuletzt ein Kind erwartete. Sie konnten Ramata überzeugen, sich im CNDE behandeln zu lassen und ihr Baby in diesem geschützten Rahmen auf die Welt zu bringen. Die Familie aber zu überzeugen, die Mutter und das (uneheliche) Kind aufzunehmen, war eine noch schwierigere Aufgabe! Isaac ist daher sehr stolz, dass die Reintegration letztlich gelungen ist.

Um sicherzugehen, dass die Familie sich gut um die Versorgung der Erkrankten kümmert, macht Isaac regelmäßige Hausbesuche. Er bemüht sich ebenfalls darum, Beschäftigungsmöglichkeiten für die Betroffenen zu finden, damit sie eigenes Einkommen z. B. für die Medikamentenkosten erhalten. Das klappt inzwischen immer besser und Isaac zieht aus diesen Erfolgen eine große Befriedigung. Letztlich vermittelt Isaac den Familien, den erkrankten Angehörigen wieder wertzuschätzen und als vollwertiges Mitglied zu betrachten. 
Wir freuen uns, diese wichtige Arbeit seit April 2022 durch die finanzielle Unterstützung des Vereins zu ermöglichen.